Ortsteil Höfer

Zahlreiche in der Flur des Dorfes Höfer gefundene Artefakte (Steinbeile, Faustkeile, Lanzenspitzen usw.) aus der älteren und jüngeren Steinzeit wie auch der Bronzezeit berechtigen zu der Annahme, dass das Aschautal der Feldmark Höfer bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war.

Die erste bekannte urkundliche Erwähnung der Siedlung erfolgte im Jahre 1275 als hovere (Hildesheimer Urkundenbuch, Bd. I/684). Ortschronisten gehen davon aus, dass die erste Siedlung eine lockere Reihensiedlung entlang der Aschau-Niederung war und dass später eine Umsiedlung von den sumpfigen auf die höher gelegenen Hofstellen stattfand. Laut einem 1438 angelegten Schatzregister der Großvogtei Celle hatte das Dorf zu der Zeit bereits acht Vollhöfe und drei Kötnerstellen, die bis in die Neuzeit nachgewiesen werden können. Nach 1821 kamen dann vier Abbauerstellen und eine Anbauerstelle hinzu.

 

Da bei Höfer Salzvorkommen vermutet wurden, schlossen zwei Hamburger Kaufleute im Jahre 1906 Bohrverträge mit Höferschen Grundbesitzern ab und veräußerten die Bohrrechte weiter an die Gewerkschaft Mariaglück in Gotha. Noch im selben Jahre begannen Aufschlussbohrungen. Im Jahre 1911 wurde mit dem Abteufen des Schachtes Mariaglück begonnen, 1922 begann die Förderung des Salzes. Das Werk brachte Arbeitsplätze, Häuser für die zugezogenen Bergleute wurden errichtet, dabei auch die von dem Architekten Otto Haesler entworfene Bergarbeitersiedlung. Diese Siedlung westlich der Hauptstraße und die spätere Essoh-Siedlung prägten nun neben den riesigen Werksanlagen das Erscheinungsbild von Höfer mit.

Die Kleinbahn Celle-Wittingen hatte einen Gleisanschluss nach Höfer und Habighorst bekommen. Höfer hatte sich zu einem ländlichen Industriestandort entwickelt.

 

Im Mai 1934 wurde  auf dem „Aschenberg“ bei Höfer mit dem Bau einer Luftmunitionsanstalt („Muna“ Höfer) begonnen. In dieser Luftmunitionsanstalt wurde bis Ende des Zweiten Weltkrieges Munition hergestellt und versandfertig verpackt, dort lagerte auch die konventionelle Munition einer Fallschirmjägerdivision. In einem Außenlager der Luftmunitionsanstalt, dem sogenannten „Waldlager“ in der „Twerworth“ , wurden in 30 Holzbaracken Fallschirme, Flakscheinwerfer und Hochdruckmunition deponiert. Als dann der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde die Produktion in der Muna noch gewaltig angeheizt und viele Zwangsarbeiter eingesetzt. Ein Zeitzeuge, der von 1939 bis 1945 in der Muna arbeitete, berichtete:

 

Am 25. August 1939 wurde die Muna zu einem wahren Ameisenhaufen. Abends traf der erste Sonderzug mit Dienstverpflichteten ein. In den Kriegsjahren waren zeitweise bis zu 1000 Menschen beschäftigt, davon etwa 100 Soldaten, ebensoviele  Gefangene und die gleiche Anzahl Arbeiterinnen aus der Ukraine, belgische, französische, holländische Arbeiter und Arbeiterinnen, 50 Dienstmaiden, die ihr Pflichtjahr ableisten mussten. Der Rest bestand aus den Stammarbeitern und Dienstverpflichteten aus Celle, Nordhorn, Sachsen (...)“.

 

Die großen unterirdischen Hohlräume von Mariaglück, die Sicherheit gegen feindliche Flieger-Bomben versprachen sowie die guten Transportbedingungen machten dann gegen Ende des Krieges auch das Bergwerk Mariaglück für die Rüstungswirtschaft des Nazi-Regimes interessant. Unter dem Decknamen LÖWE wurden untertage zuvor galvanisierte Federbeine für Kampfflugzeuge gefertigt.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten sich viele Flüchtlinge und Vertriebene aus dem Osten mit der Arbeit im Bergwerk Mariaglück eine neue Existenz aufbauen. Da bald nach Kriegsende neben der Steinsalzförderung auch die Kaligewinnung wieder aufgenommen wurde, stieg die Belegschaft auf über 400 Mitarbeiter an. Höfer nahm am deutschen Wirtschaftsaufschwung Teil. Es gab drei Einkaufsläden, Schlachter, Bäcker, Post, Sparkasse und Arztpraxis. Sogar Extrazüge für Theaterbesuche oder Veranstaltungen in Celle wurden bereitgestellt. Eine Friedhofs-Kapelle wurde gebaut und ein Heideschwimmbad.

 

Seit 1972 musste die Produktion im Werk Mariaglück aufgrund der Absatzlage auf dem Steinsalzmarkt stark eingeschränkt, im Juli 1977 gänzlich eingestellt werden. Die Werksanlagen, sind mittlerweile komplett abgebaut und die Schachtanlage ist geflutet.

 

Ein Überbleibsel aus der Blütezeit war nach der Werksstilllegung das sanierungsbedürftige Schwimmbad, das geschlossen werden sollte. Die Dorfgemeinschaft verhinderte das 1995 und sanierte ihr Heideschwimmbad in zahllosen Stunden freiwilliger Eigenarbeit.

 

Nach der Schließung des Bergwerks gingen die Einwohnerzahlen in Höfer zurück. Die Jüngeren zog es dorthin, wo es Arbeit gab. Andererseits machten viele Berliner aus ihren Wochenendresidenzen in Höfer ihren ständigen Wohnsitz. Nach der Wiedervereinigung erlebte Höfer Anfang der 1990er Jahre einen Zuzugsboom, da hier sehr viel leer stehender, günstiger und naturnaher Wohnraum sowie auch günstiges Bauland zu bekommen war. Durch den Zuzug junger Familien hat sich wieder eine ausgewogenere Bevölkerungsstruktur entwickelt. Ein wichtiges Argument für Neubürger waren sicher der Kindergarten vor Ort, die großzügigen Sportanlagen und das Schwimmbad.

 

Die Dorfgemeinschaft  in Höfer hat  ihre Feiern: Es gibt u.a. den alljährlichen Weihnachtsmarkt auf dem Dorfplatz, das Weinfest auf dem Thies-Hof, die Aktionen im Schwimmbad, das Schützenfest und die Barbarafeier in der Tradition der Bergleute. Es gibt in Höfer eine idyllische Umgebung mit Reitmöglichkeiten und Natur und Erholung direkt vor der Haustür. Ein buntes Gemisch aus Ureinwohnern, den alten Heidjern, sowie Bergleuten, Flüchtlingen, Berlinern und anderen Neubürgern hat sich in Höfer gebildet und das Dorfleben bereichert.

 

Auf dem Aschenberg lädt auf einem zwölf Hektar großen idyllischen Waldgelände der Filmtier-Park Besucher aus nah und fern ein. Hier leben rund 180 Tiere aus 70 Tierarten, die bei den täglichen Fütterungen und Vorführungen in den Gehegen besichtigt werden können. Viele der Tiere lassen sich dabei streicheln und fast alle Tiere in diesem Filmtierpark sind für Film- sowie Fotoaufnahmen ausgebildet.

 

Literatur

  • Martin Wittmann: Höfer. Beiträge zur Geschichte eines Dorfes. Höfer 1981
  • Joachim Hoppe/Kurt-W.Seebo: Spuren des Salzes in einer Landgemeinde. Beiträge zur Geschichte der Kali- und Salzbrgwerke Fallerslebehn in Habighorst und Mariaglück in Höfer. Norderstedt 2003
  • Hendrik Altmann: Die Luftmunitionsanstalt 4/XI und die Untertageverlagerung Löwe. Höfer/Habighorst. Hannover 2019