ICE - Unglück: Die Idee

Die Kapelle am Weg

 

Die Architekten Anja Brüning und Wolfgang M. Pax aus Hannover haben die Anforderungen an die "Gedenkstätte Eschede" in ihrem Entwurf aufgenommen. Der Hauptgedanke ist im übertragenen Sinn die "Kapelle am Weg" - ein Ort, der im Vorübergehen oder gezielt aufgesucht werden kann, zur Konzentration einlädt, ein Ort aber auch, der tages- oder jahreszeitliche Erinnerungen reflektiert und mit seiner Umgebung in Beziehung tritt: mit der Brücke, der Rebberlaher Straße, der Landschaft.

 

Die Grundidee einer "Kapelle am Weg" orientiert sich an den Motiven "Weg" und "Gedenkstätte": In tragischer Weise haben sich an der Kreuzung zwischen Eisenbahnlinie Hannover-Hamburg und der Rebberlaher Straße in Eschede die Wege von einander bislang unbekannten Biographien gekreuzt. Sie haben sich in dieser Wegkreuzung im übertragenen Sinne "ver-einigt" - so der frühere Bundespräsident Roman Herzog. Wer sich auf diese einander überschneidenden Wege gezielt einlässt, vereinigt sich mit Betroffenen und Opfern der Katastrophe, versucht auf seine Weise deren Weg ein Stück mitzugehen. Die Gedenkstätte liegt dementsprechend nicht nur am Weg, sondern bietet selbst einen Weg an.

 

Dabei ist die "Kapelle" nicht nur das landschaftlich sichtbare Zeichen für den hervorgehobenen Ort. Als Tor gestaltet lädt sie dazu ein, sich dem Geschehen zu stellen. Zugleich gibt dieses Tor die Richtung vor, in der sich die Gedanken bewegen können: es stellt den Besucher auf einen Weg und gibt ihm damit eine Perspektive vor, die ihm mit seinen je eigenen Gefühlen und Gedanken das Unglück erschließen kann.