Geschichte/n: Spurensuche

"Bauern, Bonzen, Bomben", "Kleiner Mann - was nun?", "Wer einmal aus dem Blechnapf frisst", "Wolf unter Wölfen" oder "Der eiserne Gustav": Mit diesen Romanen aus den 30er Jahren ist der Schriftsteller Hans Fallada in Deutschland berühmt geworden. Mit scharfer Beobachtungsgabe und liebenswertem Humor schilderte der populäre Autor das Leben kleiner Leute. Einige Bücher sind verfilmt oder für die Bühne bearbeitet worden.

 

Eigentlich hieß der am 21. Juli 1893 in Greifswald geborene Schriftsteller und Journalist Rudolf Ditzen. Die Spuren seiner Vorfahren führen in den Celler Raum und nach Eschede.

 

Johann Heinrich Ludolph Holekamp wurde am 13. Januar 1760 in Hannover als Sohn des Ratszimmermeisters Heinrich Daniel Holekamp (1729-1782) geboren. Er war von 1792 bis 1795 als Feldprediger tätig. Seine Erlebnisse aus der Zeit der Auseinandersetzungen mit dem revolutionären Frankreich hat er in seinem „Kriegstagebuch des Feldpredigers Johann Heinrich Ludolph Holekamp 1793-95“ festgehalten. „Auf dem Schlachtfelde trafen wir noch tote Franzosen an, die bis aufs Hemd ausgezogen waren und nun beerdigt wurden. Sie hatten, dies konnte man ihnen ansehen – keinen Hunger gelitten“, heißt es darin. Sorgfältig führt er sein Tagebuch, erzählt von seinen Begegnungen, schreibt über das Essen und seine Unterkünfte: „Unsere Stuben war so schwarz wie ein Schornstein und die Leute so unreinlich, dass uns fast aller Appetit zu essen verging.“ Seine Aufzeichnungen sind heute im 1998 eröffneten Deutschen Tagebucharchiv im badischen Emmendingen nachzulesen.

 

Holekamp heiratete am 20. November 1796 in der Marktkirche Hannover Christiane Elisabeth Henriette Elster, geboren am 28. Oktober 1771 in Wolfenbüttel. Von 1798 bis 1810 war er Pastor in Suhlendorf. In Növenthien im Kirchspiel Suhlendorf kam am 28. Februar 1803 seine Tochter Dorothea Christiane Margarethe zur Welt. Ab 1810 war Holekamp Pastor in Eschede. Hier starb er auch am 24. Februar 1832, am "Schleimfieber", wie das Escheder Kirchenbuch festhält. Und weiter heißt es dort: "Die größte Berufstreue, Uneigennützigkeit und Redlichkeit, verbunden mit gründlicher Gelehrsamkeit erwarben ihm stets die aufrichtigste Hochachtung seiner Vorgesetzten und die innigste Liebe und reinste Verehrung seiner Gemeinde."

 

Christiane Holekamp heiratete Friedrich Teichmann, Kanzlei-Inspektor in Celle. Ihre Tochter Charlotte Teichmann (1838-1932) wurde von Otto Emil Lorenz (1838-1872), Pastor in Lüneburg, geehelicht. Aus dieser Ehe ging Elisabeth Lorenz (1868-1951) hervor, die Mutter von Hans Fallada. Sie heiratete Wilhelm Ditzen, 1852 in Malgarten geboren.

 

Hans Falladas Vater war Jurist. Als der Reichgerichtsrat 1937 in Leipzig starb, fand er seine letzte Ruhestätte in Celle. Und auch die Mutter nahm in Celle ihren Alterswohnsitz.

 

Als Kind hat Hans Fallada mit seinen Eltern häufig die Celler Verwandtschaft, die Großmutter Charlotte Lorenz, besucht. Auch zu ihrer unverheirateten Schwester Anna, seiner Großtante, bei der seine Mutter aufgewachsen war, war er oft zu Gast. In seinen Kindheitserinnerungen "Damals bei uns daheim", 1942 erschienen, hat er darüber geschrieben. Auch bei seiner Schwester war er oft zu Gast.

 

Nach dem Krieg kehrte Fallada 1945 nach Berlin zurück. Hier starb er am 5. Februar 1947 nach schwerer Krankheit. Im selben Jahr erschien sein Buch "Jeder stirbt für sich allein", das den mit dem Tod endenden Kampf eines Ehepaars in Berlin gegen den Nationalsozialismus beschreibt.

 

Aus Escheder Sicht bleibt festzuhalten: Hans Falladas Ururgroßvater Johann Heinrich Ludolf Holekamp war Anfang des 19. Jahrhunderts Pastor in Eschede. Mehr war da wohl nicht.

 

Holekamps Canstein-Bibel aus dem Jahr 1762 ist übrigens bis heute erhalten geblieben und in ihr die handschriftlichen Aufzeichnungen seiner Tochter Christiane. Sie erhielt die Bibel von ihrer Mutter und vererbte sie später an ihre Tochter Anna weiter.

 

Joachim Gries

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